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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 270

1902 - Karlsruhe : Lang
— 270 — den Bauern Frucht wie Vieh; schon die Saat mähten sie als Futter für ihre Pferde ab. Kein Wunder, daß viele Menschen Hungers starben, daß ekelhafte Tiere, selbst Aas und tote Menschen gegessen wurden. Dagegen nahmen die Wölfe und anderes Raubzeug zu und halfen dem Krieg, die Menschen zu vernichten. Mehr denn der vierte Teil der Einwohner des Elsasses kam in dieser Zeit um. Viele Dörfer verschwanden vom Erdboden, und nur noch die Flurnamen oder alte Sagen erinnern hier und dort an ihr einstiges Dasein. Xi. Werluste zur Jeil Ludwigs Xiv. Ludwig Xiv. erhielt durch den westfälischen Frieden Metz, Tull und Verdun endgültig zugesprochen, ebenso den österreichischen Sundgau, das Amt eines Landgrafen im Ober- und Unter-Elfaß und das eines Landvogtes der zehn im Elsaß gelegenen freien kaiserlichen Städte. Das genügte aber Ludwig Xiv. nicht; er wollte nicht nur Landgraf und Landvogt unter dem deutschen Kaiser fein, es sollte das ganze Elsaß französisches Gebiet werden. Freilich schaltete und waltete er jetzt schon im Lande, als ob er der Herr wäre. Aber noch immer stand der deutsche Reichsadler über den Rathäusern, noch schwuren Rat und Bürgerschaft von Colmar alljährlich am Schwörtage Treue dem Kaiser und dem Deutschen Reiche. Das währte in Colmar bis zum 17. August 1673. Als man an diesem Tage auf dem Münsterplatz wieder dem Kaiser schwören wollte,- ließ es der Stadtschreiber von Münster nicht zu und wies daraus hin, daß Ludwig Xiv. solche Zeremonien und Gebräuche als Trotz ansfaffen könnte. Deshalb sah man davon ab, und die Bürgerschaft wurde nur auf den Znnftstuben an ihren altert Eid erinnert. Am 20. August kam der französische König über Rappoltsweiler gegen Colmar. Es war dem Rate von Colmar vorher eröffnet worden, daß der König in keine Stadt einziehe, die nicht von feinen Truppen bewacht fei. Darum möchten die Colmarer ihre Truppen während der Anwesenheit des Königs einziehen. Auch begehre er, daß die großen Kanonen abgeführt und kein Schuß getan werde. Das wurde zugestanden. Am selbigen Abende rückten 700 französische Reiter in die Stadt und nahmen alle Schlüssel der Tore, Türme, Wachtstuben und Zeughäuser weg. Und am folgenden Tag rückten mehr als 12 000 Franzosen ein, und den Bürgern wurde bei schwerer Strafe geboten, alle ihre Waffen abzuliefern. Die Franzosen leerten die Zeughäuser und führten über 700 Stück schweres Geschütz, 4000 Flinten, viele Tausend Zentner Pulver und Blei nach Breisach. Dahin zog auch der Köuig; Colmar betrat er nicht. Daraus mußten die

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 57

1906 - München : Oldenbourg
15. Die Gründung des Bistums Bamberg. 57 berget Bischof an die Gestade der Ostsee um den entlegensten Stämmen der Wenden das Christentum zu predigen und dadurch auch ihre Germani-sientng vorzubereiten. Man hat oft in der Gründung Bambergs nichts anderes sehen wollen als das Werk frömmelnder Laune eines bigotten Fürsten; aber sicherlich war es ein Werk, auf welches der Himmel seinen Segen gelegt hat. Die Stiftung eines Bistums war im Deutschen Reiche keine geringe Sache. Welche Mühen hatte nicht der große Otto in aller seiner Kaisermacht zu bestehen um das Erzbistum Magdeburg ins Leben zu rufen und einige Teile der Halberstädter Diözese für dasselbe zu gewinnen! Wenn nun Heinrich im fünften Jahre seiner Regierung angriff, was der gewaltige Kaiser kaum in zwanzigjährigen Anstrengungen erreichte, so zeugt dies vorweg für einen Mut, der vor keiner Schwierigkeit zurückbebte, wie nicht minder für ein starkes Bewußtsein feiner gesicherten Macht. Die Wege, die er zum Ziele einschlug, enthüllen uns das innerste Wesen des eigentümlichen Fürsten. Nach dem gewaltsamen Sturze der Babenberger unter Ludwig dem Kinde war ein Teil ihrer Burgen und Güter nicht wieder zu Lehen ausgetan sondern bei der Krone verblieben. Zu ihnen gehörten die Burgen Babenberg und Aurach im Gau Volkfeld, die Otto Ii. mit allen zugehörigen Ländereien im Jahre 973 an den Vater Heinrichs zu freiem Eigentum schenkte. Vom Vater gingen sie auf den Sohn über, der sich von früher Jugend au gern zu Bamberg aushielt und für die Verschönerung der Burg keinen Aufwand scheute. Bei feiner Vermählung mit Kunigunde verschrieb er sie als Leibgedinge feiner Gemahlin und fuhr auch als König fort das ihm liebe Besitztum auf alle Weise zu verbessern. Als ihm dann die Hoffnung Leibeserben von Kunigunden zu erhalten zu schwinden anfing, erwuchs in ihm der Gedanke Bamberg dem Dienste der Kirche zu widmen und ein Bistnm daselbst zu begründen. Längere Zeit trug er nach seiner Sitte den Plan schweigend mit sich umher, bereitete indessen alles zu seiner Verwirklichung vor. Er begann den Bau eines großen Domes mit zwei Unterkirchen und beschaffte alle Bedürfnisse einer bischöflichen Kirche mit emsiger Sorgfalt. Vor allem aber bedurfte er um dem neuen Bistum einen genügenden Sprengel zuweisen zu können von den Bischöfen von Würzburg und Eichstätt der Abtretung eines Teiles ihrer Diözesen im Volkfeld und Radenzgau. Im Jahre 1007 trat der König endlich mit seiner Absicht offen hervor. Am 6. Mai, seinem Geburtstage, schenkte er seine Eigengüter im Volkfeld und im Radenzgau an die Barnberger Kirche und berief auf Pfingsten eine Synode nach Mainz, aus der er seinen Plan durchzusetzen erwartete. Vier Erzbischöfe und dreizehn Bischöfe waren erschienen, unter ihnen auch der Bifchof von Würzburg, während der Eichftätter ausgeblieben war. Mit jenem trat der König nun zunächst in geheime Verhandlungen und wußte ihn in der Tat Su den gewünschten Abtretungen zu bewegen, indem er ihm dafür fowohl 150 Hufen Landes in der Meinunger-Mark überließ wie auch die Erhebung

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 403

1906 - München : Oldenbourg
74. Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik. 403 waren, und veranstalteten auf Kosten ihrer abwesenden Wirte glänzende Bälle und Schmansereien. Doch ließen sich die Franzosen auch die edleren Genüsse nicht entgehen, die ihnen die Stadt bieten konnte. Wie Moreau große Borliebe für die deutsche Literatur hegte, so war General Desolle ein enthusiastischer Verehrer der deutschen Tonkunst. Auf seinen Wunsch wurde durch die kurfürstliche Kapelle, die einen hohen Rnf genoß, Haydns Schöpfung aufgeführt, die selten ein so begeistertes Publikum gefunden haben mag wie jene französischen Offiziere. Ihre Verehrung für die bildeudeu Küuste bekuudeten jedoch die Sieger in eigennützigster Weise. Als der Kommissär der Rheinarmee, Neven, in den Gemäldesaal der Residenz trat, rief er überrascht ans: „Wie war es nur diesen kleinen Herzogen und Kurfürsten von Bayern möglich Kunstschätze zu sammeln, wie sie die Tnilerien nicht besitzen!" Sofort schrieb er ans diejenigen Gemälde, die ihm am besten gefielen, mit Kreide: Republique Franeaise, zur Anweisung für die Greuadiere, welche deu Raub abholen mußten. Vorstellungen bei dem Gouverneur der Okkupationstruppen erzielten nur die Antwort: „Es kann nicht die Rede sein von Bedingungen und Schwierigkeiten zwischen Sieger und Besiegten; der erste befiehlt, der audre gehorcht gutwillig oder weicht der Gewalt." Auch die der Stadt auferlegte ungeheure Branbschatznng ließ die Einwohner über ihr Verhältnis zu den „Befreiern der bentschen Völker", wie die Franzosen in ihren Proklamationen sich nannten, nicht im Zweifel. Auch bei Hohenlinben konnten die Österreicher nnb Bayern über Moreaus überlegenes Felbherrngenie nicht obsiegen, die Franzosen brangen in die kaiserlichen Erblanbe ein, so daß der Kaiser für seine Hauptstadt Wien bangend Waffenstillstand schloß und Unterhandlungen anknüpfte, die zum Frieden von Luueoille führten. Dem wachsamen Montgelas, dem einflußreichsten Minister des Kurfürsten, blieb nicht unbekannt, daß Vonseiten des Wiener Kabinetts neuerbings Anstrengungen gemacht wurbeu, um für die an Frankreich abzn-tretenben Gebiete Ersatz bnrch Einverleibung eines Teils von Bayern zu gewinnen. Es war bemnach in Wahrheit nur ein Akt der Notwehr, daß Bayern um sich seiner Freunde zu erwehren mit Frankreich einen Vertrag abschloß (24. August 1801), wodurch es allen Ansprüchen aus das linke Rheimtfer entsagte, sich dagegen eine Entschädigung an Land verbürgen ließ, „das so günstig als möglich gelegen wäre um als Ersatz für alle Verluste zu dienen". Da durch die Bestimmungen des Lnneviller Friedens überhaupt eine Umgestaltung von ganz Deutschland notwendig geworden war, wurde ein Kongreß nach Regeusburg berufen, dessen Hauptschluß erst am 27. April 1803 zum Vollzug kam. Dank den freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich wnrde Bayern bei dem Gebietsaustausch in hohem Maße begünstigt. Es erhielt die Hochstifte Würzburg und Bamberg, die zu den schönsten und best-kultivierten Territorien des Reiches zählten, die Hochstiste Augsburg und Freising itrtb eine große Anzahl wichtiger Reich sstäbte. Erst bitrch diese Erwerbungen in Franken und Schwaben war zu einer politischen Entwicklung Bayerns die

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 340

1906 - München : Oldenbourg
340 65. Eine geistliche Stadt. 65. Eine geistliche Stadt. Von Wilhelm Heinrich Riehl?) Eine geistliche ©tobt — so nenne ich Freising. Damit ist freilich noch nicht viel Unterscheibenbes gesagt; bertn es gibt auch anßerbem geistliche Städte genug in Deutschland und barunter größere und berühmtere. Allein eine geistlichere Stadt unter unseren geistlichen Städten gibt es schwerlich. Darum nehme ich jenes Beiwort hier im engen, gesteigerten Sinne und präge es baburch zu einem unterscheibenben, für unsere Stadt besoubers charakteristischen Worte. Was Freising war und teilweise heute noch ist, das würde es durch bcn Klerus. Freising ist berühmt in der deutschen Geschichte, aber nur durch seine Kirche und Schule, durch seine Bischöfe und geistlichen Gelehrten. Als Hauptstabt der Diözese lag es vortrefflich; als Lanbeshauptftabt des Hochstiftes höchst ungünstig, am äußersten Norbsanme eines zerstückten, zum Teil weit entfernten Gebietes. Der Bischof konnte bequem seinen Sprengel beherrschen, aber die Stadt beherrschte kein Land. Der Freisinger Domberg ragt, auf viele Meilen sichtbar, weit über die enblose Ebene bis zu beit fern anf-schimmernben Alpen; die Stadt liegt versteckt hinter dem Berge. Volkreich, politisch groß, selbstänbig in der Macht des Bürgertums ist sie niemals geworben. Sie besaß kein reiches Patriziat, keine trntzigen Zünfte, kein eigenartiges Gewerbe, keinen bebentenben Handel, keine erhebliche Wehrkraft und die Kriegsgeschichte Freisings ist überwiegen!) eine Leibensgeschichte. Freising hat seine eigentümliche Rechtsentwicklnng; sie würde aber nicht wie anderwärts im Kriege gegen die Bischöfe und im Streben nach reichs- stäbtischer Selbstünbigkeit gewonnen, sonbern auf frieblichem Wege und großenteils durch die Bischöfe. Die klerikalen Einflüffe umschlangen und burchbrangen das bürgerliche Leben Freisings allerorten. Und zwar gilt dies alles nicht bloß vom Mittelalter sonbern auch von den folgenben Jahrhunberten bis zur Säkularisation. Ja selbst ans unsere Zeit ist noch ein Schattenbilb jener alten Zustände übergegangen, schattenhaft gegen sonst, aber boch beutlicher als bei fast irgenb einer cinbern niobernen, weilanb geistlichen Stadt. Ein Blick auf andere deutsche Bischofsstäbte möge zeigen, daß ich nicht zu viel gesagt, inbent ich Freising den besonbers reinen und ansschließenben Typus der geistlichen Stadt beilege. Das heilige Köln war neben seiner Heiligkeit zugleich auch Quartierstabt der Hansa, hanbelsmächtig, und wenn man im Mittelalter von den „Herren von Köln" sprach, so beichte man babei nicht an die Geistlichen, sonbern an die Kaufleute und Tuchmacher, welche sich wohl auch eines Kampfes mit dem *) Wanderbuch, als zweiter Teil zu „Land und ßeute", S. 219 ff. Stuttgart 1869, Cotta.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 341

1906 - München : Oldenbourg
65. Eine geistliche Stadt. 341 Erzbischof getrauten. Trier als älteste Stadt Deutschlands blickte fast stolzer noch auf seine heidnische Urgeschichte als auf den Glanz seiner Bischöfe, es rang mit ihnen um reichsstädtische Freiheit, die es auch durch drei Jahrhunderte nahezu besessen hat. Das goldene Mainz, das deutsche Rom, "jtand an der Spitze des rheinischen Städtebundes, seine herausfordernd selbständige und lebenslustige Bürgerschaft war zur Zeit des Erzbischofs Siegfried so wenig wie in den Tagen der Klubisten dem Klerus besonders unterwürfig und auch ohne die Residenz des vornehmsten geistlichen Reichsfürsten würde Mainz doch immer als Rheinfeste und Rheinhafen bedeutend gewesen sein. Andere berühmte deutsche Bischofssitze sind berühmter noch als Kaiser-städte oder sonst hervorragende Schauplätze der Reichsgeschichte wie Speyer, Paderborn, Magdeburg, Halberstadt, Merseburg, Regensburg, Augsburg, wozu sich meistens dann auch die politische Selbständigkeit der Stadt, Kämpfe der Bürger mit den Bischöfen und eigene, mitunter überwiegende Handels- und Gewerbemacht gesellen. Und obeubrein sinb alle die eben genannten Städte schon im 16. Jahrhnnbert ganz ober teilweise protestantisch geworden. Im deutschen Norden bietet wohl nur noch Münster eine wirkliche Parallele zu Freising. Geistlich schon nach dem Sinne seines Namens trägt Münster in seiner baulichen Physiognomie wie in seiner Geschichte entschieden das Gepräge der geistlichen Hauptstadt. Allein eben diese Geschichte zeigt zugleich durch Jahrhunberte das Schauspiel des Ringens der Bürger nach reichsstädtischen Rechten und nach Abschüttelung der landesherrlichen Gewalt des Bischofs. Den eublichen Sieg gewann der Bischof nach dem Siege über die Wiebertäuferei. Münster ist znbem nicht bloß als geistlicher, sonbern überhaupt als ftäbtischer Mittelpunkt Westfalens bebeutenb, dann als er.t Sitz des westfälischen Abels, bessert patrizische Häuser mit den klerikalen Gebäuben wetteifern; man würde Münster zu wenig tun, wollte man es schlechtweg eine geistliche Stadt nennen. Im Gegensatze zu den bischöflichen Großstädten, (welche allesamt über die bloß geistliche Stadt hinausgewachsen sinb, und zu den ehemaligen Bischofssitzen unseres protestantischen Norbens gibt es nun allerbings einige Städte im katholischen Süb- und Mitteldeutschland, die mit Freifing im rein geistlichen Charakter zu wetteifern scheinen: Salzburg, Passau, Eichstätt, Bamberg, Würzburg, Fulda. Allein Salzburg hatte seine bürgerlichen und seine Reformationskämpfe, die Fretsing nicht kennt, Salzburg war als Landeshauptstadt eines Gebietes von 174 Quadratmeilen ein so hervorragendes politisches Zentrum, wie es Freising niemals werden konnte. Pafsau, das Donau-Koblenz, würde durch seine handelswichtige Festungslage auch dann einer der notwendigsten Städtepunkte Oberdeutfchlands gewesen fein, wenn niemals ein Bischof bort gesessen hätte. Ähnlich Bamberg und Würzburg, zwei durch die Natur der Boden-plastik vorgezeichnete Städte, welchen der Keim selbständiger wirtschaftlicher.

6. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 640

1888 - Berlin : Hertz
640 Waffenstillstands-Verhandlungen. im Besitze Frankreichs, eine stets offene Ansfallspforte gegen Süddentsch-land. In deutschem Besitze gewinnen Straßbnrg und Metz dagegen einen defensiven Character; wir sind in mehr als zwanzig Kriegen niemals die Angreifer gegen Frankreich gewesen, und wir haben von letzterem nichts zu begehren als unsere von ihm so oft gefährdete Sicherheit im eigenen Lande. Frankreich dagegen wird jeden jetzt zu schließenden Frieden nur als einen Waffenstillstand ansehen und uns, um Rache für seine jetzige Niederlage zu nehmen, ebenso händelsüchtig und ruchlos wie in diesem Jahre, wiederum angreifen, sobald es sich durch eigene Kraft oder fremde Bündnisse stark genug dazu fühlt." Hiermit hatte Gras Bismarck zum ersten Male mit voller Klarheit und Bestimmtheit die politischen Forderungen für den Friedensschluß angekündigt: er durfte sich dabei in der That auf die einmüthige Stimme des deutschen Volkes berufen, welche seit den großen und entscheidenden Siegestagen die Wiedergewinnung von Elsaß und Lothringen für Deutschland als den unabweislichen Siegespreis bezeichnet hatte. Die Zusammenkunft von Jules Favre mit dem Grafen von Bismarck fand am 19. zu Haute Maison und am 20. in Ferneres statt. Es handelte sich dabei vor Allem um die Bedingungen eines Waffenstillstands, nur beiläufig um die künftigen Friedensbedingungen. In dieser Beziehung erklärte I. Favre vorweg, daß er jede mögliche Geld-entschädigung in Aussicht stellen könne, Landabtretungen dagegen ablehnen müsse. Nachdem Graf Bismarck letztere als unentbehrlich bezeichnet hatte, erklärte Favre die Friedensunterhandlungen als aussichtslos, weil Landabtretungen für Frankreich erniedrigend, ja sogar entehrend fein würden. „Es gelang mir nicht," berichtete Graf Bismarck über die Unterredung, „ihn zu überzeugen, daß Bedingungen, deren Erfüllung Frankreich von Italien erlangt, von Deutschland gefordert habe, ohne mit einem der beiden Länder im Kriege gewesen zu sein, Bedingungen, welche Frankreich ganz zweifellos uns auferlegt haben würde, wenn wir besiegt worden wären, und welche das Ergebniß fast jeden Krieges auch der neuesten Zeit gewesen wären, für ein nach tapferer Gegenwehr besiegtes Land an sich nichts Entehrendes haben könnten, und daß die Ehre Frankreichs nicht von anderer Befchaffenheitfei,als diejenige aller anderen Länder. Ebensowenig fand ich bei Herrn Favre dafür ein Verständniß, daß die Rückgabe von Straßbnrg bezüglich des Ehrenpunktes keine andere Bedeutung, als die von Landau oder Saarlouis haben würde, und daß die gewalttätigen Eroberungen Ludwigs Xiv. mit der Ehre Frankreichs nicht fester verwachsen wären, als diejenigen der ersten Republik oder des ersten Kaiserreichs." Eine praktischere Wendung nahmen die Besprechungen erst in Ferneres, wo sie sich mit der Frage des Waffenstillstands beschäftigten. Als Bedingungen des Waffenstillstands wurde von deutscher Seite die Uebergabe der Festungen verlangt, welche die Verbindung der deutschen Truppen mit Deutschland erschwerten, vornehmlich von Straßburg, To ul und einigen kleinen Festungen. I. Favre legte seinerseits den größten Werth darauf, daß die Einschließung von Paris während des Waffenstillstands aufgegeben werde; hierauf erklärte jedoch Graf Bismarck

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 68

1884 - Straßburg : Bull
logius Schneider war im Elsasse der öffentliche Ankläger. Von Straßburg aus machte er sogenannte Gerichtsgänge durch das Land, um es von den verdächtigen Personen zu reinigen. Überall hin begleitete ihn die Guillotine. Und doch verfuhr er in den Augen der Jakobiner noch zu mild. Es bildete sich eine Partei, die seinen Sturz beschloß. Unter seinen Gegnern war fje< sonders der Maire von Straßbnrg, ein eingewanderter Franzose, Namens Monet. Schneider befand sich in Barr, als er den Befehl zur schleunigen Rückkehr nach Straßburg erhielt. Er fuhr mit 6 Pferden in die Stadt ein. Dies wurde sofort als die gröbste Verletzung der Gleichheit aller Bürger ausgeschrieen und Schneider noch in derselben Nacht verhaftet. Am nächsten Tage wurde er 4 Stunden lang am Schandpfahl den höhnischen Bücken und Worten der Menge ausgestellt. Daun wurde er nach Paris geschafft und dort guillotiniert. Nach dem Sturze Schneiders schaltete der Maire Monet mit zügelloser Willkür. Man dachte daran, sämtliche Landbewohner des Elsasses in das Innere Frankreichs zu versetzen, um sie endlich einmal von ihrer „germanischen Barbarei" abzubringen. Monet erklärte unumwunden, sämtliche Deutsche müßten vernichtet werden. Man hatte den festen Plan, 6000 deutsche Gefangene im Rhein zu ersäufen, nur die Dazwi-scheukunst des Kommandanten verhinderte die Ausführung. Dieses zähe Festhalten der Elsässer an den Sitten und Anschauungen des Volkes, zu dem sie durch Jahrhunderte gehört haben, erregte bei den Franzosen den höchsten Groll. Auf alle mögliche Weise suchte mau sie zu bekehren, aber erst die Zeit Napoleons hat darin große Fortschritte gemacht und die deutschen Grundlagen des Elsasses aufs tiefste erschüttert. Schluß. Nirgends wurde dienapoleonischeherrschaftmit größerer Freude begrüßt, als im Elsasse. Mit ungeheurem Jubel wurde Napoleon bei seiner ersten Anwesenheit in Straßburg empfangen. Er gewann durch seinen Kriegsruhm die Herzen der Elsässer vollständig für Frankreich, so daß die deutschen Truppen, welche in den Freiheitskriegen das Elsaß besetzten, bei den Bewohnern durchaus keine Anhänglichkeit sür Deutschland mehr vorfanden. Beim erste n Pariser Frieden (1814) dachten preußische Staatsmänner

8. Handbüchlein der Weltgeschichte für Schulen und Familien - S. 212

1877 - Calw : Verl. der Vereinsbuchh.
212 Neue Geschichte. hundert hat kaum hingereicht, die materiellen Vertnste Deutschlands 511 ersetzen. Und welche Sittenlosigkeit nun herrschte, ist nicht zu beschreiben; Logau klagte nicht umsonst: Luthrisch, Päpstisch und Calvinisch, diese Glauben alle drei sind vorhanden, doch ist Zweifel, wo das Chri? steuthum denn sei. Doch nun war Friede. Weil derselbe in Münster und Osnabrück, wo Abgeordnete aller Staaten zusammentraten, geschlossen wurde, heißt er der westphälische. Es kostete viele Mühe, bis die kriegführenden Parteien befriedigt werden konnten. Frankreich bekam das Elsaß, Schweden Pommern und 5 Mill. Thaler, und die deutschen Landstände erhielten volle Landeshoheit. Ohne den Reichstag, bei dem alle Stände freies Stimmrecht hatten , hatte der Kaiser hinfort nichts mehr zu befehlen. Neben den Evangelischen erhielten auch die Calviuisteu freie Religionsübnng. Das Restitutionsedikt wurde aufgehoben und bestimmt, daß der Zustand der geistlichen Güter im Ganzen verbleiben sollte, wie er am 1. Jan. 1624 gewesen. So schloß der schrecklichste aller Kriege, in welchem Deutschland zwei Dritttheile seiner Bewohner einbüßte. Wer möchte verkennen, daß er ein Völkergericht des Herrn war. „Und bei dem Allen lässet Sein'zorn noch nicht ab; Seine Hand ist noch ausgereckt." Die Kriegsdraugsale erneuerten sich schneller, als man erwarten mochte! Iii. Die Zeiten der Politik (1648—1789). 1. Frankreich. (Ludwig Xiv. Xv.) § 84. Unter steten Kriegen entwickelte sich nun diejenige europäische Politik, welche ein Gleichgewicht unter den herrschenden Hauptmächten erzielte und zuletzt erreichte, bet dem auch kleinere Staaten zu ruhigerer Existenz gelangten. Am meisten hatte man mit Frankreich zu

9. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 368

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
368 Neunter Zeitraum. d.2.Ap. Nizza, der Marschall von Luxemburg Naw.ur (den 30. Juni), *092 und da ihn die Verbündeten bei Steen kecken anariffen, schlug er sie mit großem Verluste zurück (den 3. Aug.). Dagegen erlitt der Vice-Admiral Tourville bei l a Hogue eine schwere Nieder- tzen2o. ^ge durch die englisch-holländische Flotte unter Almonde und Rüssel. Ludwig Xiv. wünschte jetzt Frieden, und suchte ihn nach ge- wohnter Weiie durch Separatvertrage zu erlangen, fand abeaffür jetzt weder bei dem Herzoge von Savoien noch bei dem Kaiser Ein- gang. Aufs neue erschien ein französisches Heer unter dem Mar- 1693 schall de Lorges in Deutschland, plünderte Heidelberg, durchzog Würtemberg und Hessen, wich aber vor dem anrückenden Prinzen Ludwig von Baden über den Rhein zurück. Wilhelm Hi., im 1693 Cabinette glücklicher als im Felde, wurde mit großem Verluste de»29. von dem Marschall von Luxemburg zwischen Landen und Meer- 2"" winden geschlagen, und auch Catinat hatte in Italien den Vortheil. Luxemburg starb und Villeroi trat an seine Stelle. Immer drückender ward dieser Krieg für Ludwig Xiv. Die Engländer warfen Brandkugeln in seine Hafenstädte und ohne Entscheidung waren die gelieferten Schlachten und Marsche. Da gelang es ihm zuerst, den Herzog von Savoien, Victor dc»2. Amadeus, durch Zurückgabe aller Eroberungen zu einem Sepa- Aug. tatfricbcn zu bewegen, welcher in Turin abgeschlossen ward. *000 Dieß bahnte unter schwedischer Vermittelung den Weg zum Frie- den von R y s w i ck, einem Dorfe zwischen Haag und Delft, wo ein Lustschloß, Nie uw bürg, liegt. Die Friedensschlüsse von Mün- ster, Osnabrück und von Nimwegen wurden zur Grundlage ge- dcn 20 uommen. Holland, England und Spanien schlossen besonders ab, S-pt.' sie erhielten alle wahrend des Krieges gemachten Eroberungen ' zurück. Der Kaiser, abermals allein gelassen, erhielt Breisach, Freiburg, Philippsburg und die durch die Reunionen außerhalb Elsaß weggenommenen Orte wieder; Straßburg aber blieb bei Frankreich, auch wurde für 1922 deutsche protestantische Ortschaften die freie Uebung der catholischen Religion ausbedungen, eine Clausel, die den französischen Diplomaten vielleicht von Leo- pold I. selbst an die Hand gegeben worden war. Die Herzogin von Orleans wurde für ihre Ansprüche mit 300,000 Thalern ent- schädigt, und dem Herzoge Leopold Karl von Lothringen die völlige Wiedereinsetzung in seine Staaten zugesichert, so wie sie sein Groß- oheim Karl Iv. 1670 besessen. Neun Jahre hatte dieser Krieg unter namenlosem Elend und vandalischen Verheerungen ge- dauert. Folgenreich ward für das deutsche Staatswesen die Standes- erhöhung, welche Leopold I. in dieser Zeit einigen Fürsten ertheilte oder zuließ. Der Herzog Ernst Ludwig von Hannover erhielt den Titel eines Chur für üen, 1692, wodurch die neunte Churwürde in Deutschland entstand. Sein Sohn, Georg Lud-

10. Geschichtliches Hülfsbuch für die oberen Klassen der höheren Mädchenschulen - S. 161

1888 - Leipzig : Teubner
- 161 - Das Konsulat Bonapartes (17991804). Napoleon strzt das Direktorium im Einverstndnis Mit zweien . 208. seiner Mitglieder; den Rat der 500 (Prsident Sudan Bonaparte!) sprengt er mit Waffengewalt auseinander (November 1799). Napoleon Bonaparte erster Konsul auf 10 Jahre; zwei Mitkonsuln mit beratender Stimme. Es naht des Jahrhunderts ernstes Ende, Wo selbst die Wirklichkeit zur Dichtung wird, Wo wir den Kampf gewaltiger Naturen Um ein bedeutend Ziel vor Augen sehn, Und um der Menschheit groe Gegenstnde, Um Herrschaft und um Freiheit wird gerungen". 1800 (Juni) geht Bonaparte der den groenst. Bernhard und gewinnt durch den General Desaix (f) die schon verlorene Schlacht bei Marcngo. 1800 (Dezember) besiegt Morean den Erzherzog Johann bei Hohenlinden in Bayern. Der Friede von Lneville 1801, welchem auch das deutsche Reich beitritt, geht aus den Frieden von Campo Formio zurck. Das linke Rheinufer wird att Frankreich abgetreten. Die Eni-schdignngsfrage zieht sich durch zwei Jahre hin; während dieser Zeit buhlen die Gesandten deutscher Fürsten in der schmach-vollsten Weise um die Gunst Napoleons und seiner Beamten. Nach dem Reichs - Deputationshauptschlu von 1803 erhlt u. a. Preußen die Bistmer Hildesheim, Paderborn, Erfurt und das Eichsfeld, Teile von Mnster, mehrere Reichs-abteien (Quedlinburg) und die Reichsstdte Mhlhausen, Nord-hausen, Goslar, fast das fnffache feines Verlustes. Von 48 Reichs-stdten bleiben nur 6 (darunter die Hansestdte und Frankfurt a. M.); fast alle geistlichen Reichsstnde gehen ein (ausgenommen Mainz). Die Ehre und die Einheit des deutschen Volkes waren ge-opfert; worin besteht dagegen der bleibende Gewinn des Reichs-Deputationshauptschlusses? 1802 wird Bonaparte Konsul auf Lebenszeit. Eine Ver- 209. fchwruug gegen sein Leben wird entdeckt; Pichegru stirbt auf geheimnisvolle Weise im Gefngnis, Morean geht nach Amerika in die Verbannung. Der Herzog von Enghien wird auf badeufchem Gebiet berfallen und in Vincennes erschossen. Durch Senatsbeschlu wird Napoleon 1804 zum erblichen Warnecke, geschichtl. Hilfsbuch. 11
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